Das menschliche Mikrophon der Occupy Wall Street Bewegung erlaubt es Menschen am politischen Prozess teilzunehmen, schreibt Casey Selwyn.
Der Fall
Am 17. September 2011 begann die Occupy Wall Street-Bewegung (OWS) im Bankenviertel New Yorks und breitete sich auf über 1500 Städte weltweit aus. Die Teilnehmer verstanden sich als „horizontale“ – sprich massenhafte – Bewegung, welche 99 Prozent der Bevölkerung gegen das eine Prozent der Top-Verdienenden repräsentiere. Anstatt auf traditionelle Protesttechniken – wie etwa charismatische Redner – zurückzugreifen, um die Massen zu erreichen, schuf OWS neue Modelle der Massenkommunikation. Einer der Gruende dafür ist, dass die Bewegung nicht über eine Erlaubnis zur Benutzung von „Schallverstärkung auf öffentlichem Eigentum“ verfügte, die in New York gesetzlich vorgeschriebenen ist. Um diese Hürde zu nehmen und gleichzeitig Stimmen und Reden zu verstärken, entwickelte OWS eine Methode des „menschlichen Mikrophons.“
Das funktioniert so, dass der oder die Sprecher/in seine Rede mit den Worten „Mic Check“ beginnt, anschließend auf die Wiederholung dieser Worte durch die Menge wartet, und erst dann zu reden beginnt, wenn diese Art der Wiederholung beibehalten wird. Einstimmig wird die Rede bis zum Ende vorgetragen. Um Entscheidungen zu treffen und um Zustimmung und Widerspruch zu signalisieren, verwendet die Masse verschiedene Handzeichen. Später dachten sich Teilnehmer von OWS ähnliche Methoden aus, um Reden an Menschenmengen oder sogar in andere Städte zu übertragen: dazu gehören “People’s skype” oder das „unmenschliche Mikrophon“, welches auf Handys und Smartphones zurückgreift.