Wann und wo sollten Extremisten aufmarschieren dürfen?

Aufmärsche rechtsextremer Gruppen in Gegenden, in denen Menschen verschiedenster ethnischer Herkunft leben, sind eine Provokation. Sie zu verbieten kann jedoch unvorhergesehene Konsequenzen haben. Josh Black untersucht einen Fall, in dem der rechtsextremen Englischen Verteidigungsliga ein Aufmarsch im Osten Londons verboten wurde.

Der Fall

35% der Bewohner des Stadtteils Waltham Forest im Osten Londons gehören einer ethnischen Minderheit an. Die meisten von ihnen leben in der Stadt Walthamstow. Die English Defence League (EDL, dt. Englische Verteidigungsliga) – eine Organisation, die das offizielle Ziel hat, islamistischen Extremismus zu bekämpfen, jedoch weitläufig als rassistisch angesehen wird –  hatte geplant, am 1. September 2012 durch das Zentrum Walthamstows zum Sitz der Kommunalregierung zu marschieren. Die Bewohner Walthamstows organisierten daraufhin eine Gegendemonstration, um der EDL den Weg zu versperren. Am Tag der Proteste griff schließlich die Polizei ein, um den EDL-Aufmarsch abzubrechen und die Unterstützer der EDL dazu aufzufordern, sich zu zerstreuen.

Infolge dieses Fehlschlags kündigte die EDL an, zu einem späteren Zeitpunkt nach Walthamstow zurückkehren zu wollen. Die Kommunalbehörden wendeten sich daraufhin an das Innenministerium und erlangten eine Verfügung, die es der EDL lediglich gestattete, eine Kundgebung vor dem Parlament im Zentrum Londons abzuhalten, während sich die Bewohner Waltham Forests im Zentrum Walthamstows versammeln – jedoch nicht durch die Stadt marschieren – durften. Manche Bewohner kritisierten dieses Vorgehen als ungerecht und bezeichneten die Versuche der Polizei, den Anti-EDL-Protest einzuschränken, als einen „schändlichen Angriff auf die Basisdemokratie.”

Meinung des Autors

In diesem Fall stellen sich mehrere interessante Fragen. Welche Gruppierungen sollten nur unter „bestimmten Bedingungen” ihre Meinung zum Ausdruck bringen dürfen? Wer sollte dafür bezahlen, dass die Polizei solche Veranstaltungen begleitet? Gibt man mit dem Verbot eines Aufmarschs dem lautesten Zwischenrufer ein Vetorecht?

Letztendlich haben die Justizbehörden die Pflicht, die ortsansässigen Bewohner zu schützen. Dies bedeutet, dass die Polizei Gewalt verhindern muss, selbst wenn nicht absolut sicher ist, ob zwischen zwei rivalisierenden Gruppierungen tatsächlich Gewalt ausbrechen wird. Andererseits ist das Beispiel der amerikanischen Stadt Skokie zu bedenken. Dort wurde ein Aufmarsch von Neonazis zwar zum Schutz der Meinungsfreiheit genehmigt. Als die Neonazis dann jedoch das Ausmaß des Widerstands gegen sie erkannten, unterließen sie ihren Aufmarsch trotzdem.

- Josh Black

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Kommentare (2)

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  1. People protest in order to have their voices heard, to bring awareness to their cause. I believe that we should protect the rights to march in protest of all citizens. However, the law should and does protect all citizens from acts of violence and damage too. I feel that although we should conserve everyone’s right to protest in marches, we should also take precautions in situations where citizens would likely get harmed and property get damaged. Therefore the protestors should be able to march, but have a designated route on which they walk with police constantly monitoring the march. Should something go wrong, the police could would immediately intervene and take control of the situation.

  2. I believe this to be a more complex problem than some may think. My own belief is that we should protect the rights to march in protest of all citizens. However the rule of law should and does protect all citizens from acts of violence and criminal damage. A great number of EDL members attend these marches for the trill of getting high on drink or drugs and participating in such recreational violence and criminal damage. The whole ethos of „football hooliganism“ as morphed into the new Islamaphobia. Though they may make do with any minority individual as a target of recreational hate; if there’s no Muslims at hand. We should still try to give them as much freedom of speech as possible. The EDL and the majority of the British public are feeling sorry for themselves now that we have the ‚time of austerity‘ . They fear Muslims and the dreaded foreigner are costing them money; however the EDL and yobbos generically are , with great pride wasting the budget allocated for just about everything. It cost a vast fortune to deal with yobbos; don’t worry about foreign aid, worry about yobbos. We also have the other end of the problem; the „Muslim Extremist“ and any other groups to whom we should give the same rights to march and protest; but with the same rules that forbid violence or criminal damage. I also emphatically believe we should have the greatest freedom press possible. I have used many web sites and news channels, that most of the British public have not bothered with; and I have learned a great deal. We will certainly see more terrorist attacks, more diversity of method, and greater longevity. It would seem to me that it takes „two to tango“ as they say. Albeit the authorities have played a disingenuous and sometimes exasperating role; now we have ‚down to earth‘ enthusiasts who are genuinely keen to make Britain as violent as Syria; in the name of cheap larger.

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Das Projekt „Debatte zur Meinungsfreiheit“ ist ein Forschungsprojekt des Dahrendorf Programme for the Study of Freedom am St Antony's College an der Universität von Oxford.

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