Darf man sich für Terroristen aussprechen? In Massachusetts nicht

Tarek Mehanna wurde 2012 von einem US-amerikanischen Gericht wegen Mitwirkung an der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung zu 17 Jahren Haft verurteilt, schreibt Jeff Howard.

Der Fall

Tarek Mehanna, ein 29-jähriger Amerikaner, von Beruf Pharmakologe und aufgewachsen in Sudbury, einem ruhig Vorort Bostons im US-Bundesstaat Massachusetts, reiste 2004 in den Jemen. Er begann 2004, sich in Schwierigkeiten zu bringen, als er in den Jemen reiste. Er selbst besteht darauf, dass die Reise rein persönliche Zwecke hatte. Er habe seinen Glauben vertiefen und klassische islamische Rechtslehre studieren wollen, so Mehanna noch heute. Ein US-Gericht in Massachusetts befand jedoch, dass Mehanna ein Ausbildungslager für Terroristen gesucht habe, und entschied, dass er sich der Mitwirkung an der Ermordung amerikanischer Staatsbürger im Ausland schuldig gemacht habe. Am 12. April 2012 wurde Mehanna zu 17 Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt.

Jedoch wurde Mehanna noch einer weiteren Straftat für schuldig befunden: der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung. Nachdem er von seiner erfolglosen Reise in die USA zurückgekehrt war, eröffnete er dort eine Internetseite, auf der er englische Übersetzungen von „Pro-Jihad“-Dokumenten anbot. Eines dieser Dokumente, 39 Wege dem Jihad zu dienen und anzugehören, beschreibt wie Muslime ihre Glaubensbrüder und -schwestern verteidigen können, z.B. indem sie an Kriegen gegen Invasoren teilnehmen oder sich um Witwen und Kinder kümmern.

Weiterhin führte die Staatsanwaltschaft die folgenden Beweismittel dafür an, dass Mehanna versucht habe, Terroristen zu unterstützen (diese Beispiel stammen vom Politologen Andrew March von der Yale University): er habe „jihadistische Filme angesehen“, „Möglichkeiten besprochen, wie man Jugendliche überzeugen kann“; „die religiösen Rechtfertigungen“ für bestimmte Gewalttaten, wie z.B. Selbstmordanschläge; „diskutiert”, etc.

In einer leidenschaftlichen Rede bei der Verkündung des Urteils erklärte Mehanna, er habe lediglich seine Unterstützung für Versuche, die dafür ausgedrückt, und eine Diskussion darüber entfachen wollen, wie der Ermordung von Muslimen in deren Heimat durch fremde Mächte entgegengehalten werden könne. „In diesem Prozess ging es nicht darum, was ich davon halte wenn Muslime amerikanische Zivilisten töten,“ erklärte Mehanna. Er sagte weiterhin, er habe niemals Dokumente übersetzt, bearbeitet oder geschrieben, die das Ermorden unschuldiger Amerikaner in “Einkaufszentren” rechtfertigten. „Es ging um meine Einstellung zur Tötung von Muslimen durch Amerikaner. Meine Einstellung ist, dass Muslime ihre Länder gegen Invasoren verteidigen sollten.“

Meinung des Autors

Es spricht viel dafür, dass Mehannas Äußerungen durch die US-Verfassung geschützt sind. Ein Urteil des Obersten Gerichtshofes stellt klar, dass die Unterstützung von Terroristen durch die Weitergabe von sachkundigen Informationen zu Recht unter Strafe steht. Jedoch handelt es sich im Fall Mehannas nicht um sachkundige Informationen. In dem Material, das Mehanna online stellte, ging es lediglich um seine Meinung, dass die amerikanischen Kriege in verschiedenen muslimischen Ländern während des vergangenen Jahrzehnts ungerechte Kriege waren. Ein ungerechter Krieg ist dadurch gekennzeichnet, dass er auf legitimen Widerstand aus der Bevölkerung des angegriffenen Landes stößt. Man muss nicht unbedingt mit Mehannas moralischem Standpunkt übereinstimmen - und ich würde diesem Standpunkt widersprechen - um zu sehen, dass es hier um seine ethischen Grundprinzipien geht. Die US-Verfassung schützt das Recht eines jeden, genau solche ethischen Grundprinzipien frei äußern zu dürfen.

- Jeff Howard

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Kommentare (6)

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  1. Terorizem vsekakor je obsodbe vredno dejanje in ustrahovanje ljudi, pa naj bo v skladu s kakršnimi koli interesi, mnenji ali nasprotji, ne sme biti dopuščeno. Sam iz povedanega v članku nisem povsem prepričan, ali je šlo res za terorizem, vendar pa se zdi nekako jasno, da je za to obstajal utemeljen sum, saj je navsezadnje Tarek goreč vernik, ki je zabredel na občutljivo področje – politični in medrasni konflikt, in je tako z vidika Američanov predstavljal grožnjo. Toda predstavljal je grožnjo, kaj pa je dejansko zagrešil? Če obstajajo trdni dokazi, potem je edino prav, da je obsojen in za zapahi, če pa je tam zgolj za voljo „preventive“, potem je sistem naredil napako. In zna se zgoditi, da tak sistem večkrat naredi napako…

  2. I agree that terrorism is something that should not happen in the world but, what is terrorism in fact is a real question and what is a terrorism support speech. People differently perceive the events caused by various leaders or groups in the world therefore who is to say that, say, a leader of a western state publicly supports and implements „terror“ upon a nation which does not support the west, isn’t that terrorism as well?! if it should be prevented and punished shouldn’t this kind of speech be suctioned on all levels and all sides.

  3. I can’t see what makes you think he constitutes a danger and a threat to anyone. And going to Yemen certainly constitutes an attempt to get out of the little bubble of suburban Boston. How did he not show respect to other religions? He simply showed a questionable loyalty to those in other countries who share his beliefs, and a questionable but widely held belief that armed aggression should be resisted.

  4. This man, and others with similar views, should be locked up away from society. They are a danger and a threat to the American people and have been brain washed all their lives. Anyone who is so ignorant and closed minded about other people’s views really need to experience the world outside of their little arrogant bubble. Even if one does not agree with the views of another religion, one should still be human enough to have a little RESPECT.

  5. I don’t agree with sentencing him to prison, however. I do agree that terrorist actions, whether independent or state supported pose a threat to society as a whole. Maybe I don’t care so much about the country it’s self. But I do care about my friends and family, so if I knew someone was doing something to hard them, I would have a hard time deciding my course of action. This must be decided as a nation, not just on an individual basis. Because it is quite possible(not in this case) that those prosecuted are innocent

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